Wordbox: Fabulamundi
Abrechnungen, Attentate, antike Mythen und Altersheime.

12. bis 15. Dezember 2019, Vereinigte Bühnen Bozen

Im Jahre 2056 sind Altersheime wahre Paradiese. Könnte man zumindest auf den ersten Blick meinen. Ganz so perfekt ist das Leben in diesen „Lullaby-Zentren“ jedoch nicht. Vier Insassen planen den Ausbruch. Ein Attentat auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Europa soll ihnen in „Lullaby“ von Industria Independente den Weg frei machen.

Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen in „Zwischenzeit“ von Azar Mortazavi nach langer Zeit wieder zusammen. Zwar teilen sie eine unendliche Sehnsucht nach Zugehörigkeit, doch können die Ziele dieser Sehnsucht unterschiedlicher nicht sein. Der Ehemann der einen Schwester träumt inzwischen von der geheimnisvolle Nachbarin und als würde das Wünschen noch helfen, steht diese plötzlich vor der Tür.

Ein Berg an Vorwürfen steht auch zwischen Leila und dem Priester, den sie nach sieben Jahren wieder besucht. Sie hat sich in Syrien radikalisiert und dem Islam zugewandt. Er zweifelt an seiner Berufung als Priester. Wieviele Tote nimmt man in Kauf für ein echtes Leben? Für wahre Liebe und den wahren Glauben? „Heiliger Krieg“ von Fabrizio Sinisi lässt zwei Suchende aufeinanderprallen.

Flucht ist allen vier Theaterstücken der Wordbox Fabulamundi ein zentrales Thema. Titelgebend zudem in „europa flieht nach europa“ von Miroslava Svolikova. In dem „Dramatischen Gedicht“ geht es um die mythische Figur der einst von Zeus geraubten Prinzessin. Sie wird zur zeitlosen, gehetzten und erschöpften Mutter aller Umstürze. Diesmal jedoch frisst die Revolution nicht ihre Kinder sondern deren Mutter!

Eine Collage von vier zeitgenössischen Stücken in Form szenischer Lesungen. Die deutschsprachigen Texte werden auf Italienisch, die italienischen Texte in deutscher Sprache gelesen.

Regisseur Nicola Bremer über das von ihm entwickelte Konzept der „Live-Regie“:

Ich liebe Theaterproben, ich liebe sie so sehr, dass ich das Publikum lieber zu meinen Proben, als zu meinen Vorstellungen einlade. Theatervorstellungen sind viel langweiliger als die Proben, es passiert immer dasselbe – Abend für Abend – weil die Vorstellungen, nun ja, geprobt wurden.
Proben hingegen sind viel spannender, weil immer ALLES MÖGLICHE passieren kann. Theater findet im HIER und JETZT statt. Aber wenn ich etwas wiederhole, das ich vor Monaten während einer Probe gemacht habe, dann bin ich nicht mehr im hier und jetzt, nein, dann bin ich in der Vergangenheit. Und das möchte ich nicht. Ich möchte kein veraltetes Theater, ich möchte ein in wahrsten Sinne zeitgenössisches Theater, in dem mitunter auch der Regisseur von den Spieler*Innen überrascht werden kann. Deshalb halte ich während meinen Vorstellungen immer wieder Schilder mit Regie-Anweisungen in die Höhe, die die Spieler*Innen spontan umsetzen müssen, ohne die Texte, die sie zu sprechen haben, verändern zu dürfen. Mit dieser „Live-Regie“ entwerfe ich ein streng reglementiertes Anarcho-Entertainment, das die Spieler*Innen von ihren Rollen befreit und zugleich permanent herausfordert.

Mit: Max G. Fischnaller, Paolo Grossi, Sara Pantaleo, Marlies Untersteiner
Regie: Nicola Bremer
Dramaturgie: Bernhard Studlar

Wordbox: Fabulamundi
12. bis 15.Dezember 2019, 18.30 Uhr
Stadttheater Bozen / Probebühne 7. Stock

Eine Kooperation von Vereinigte Bühnen Bozen, Teatro Stabile di Bolzano und WIENER WORTSTAETTEN.
Im Rahmen von Fabulamundi. Playwriting Europe

Fotos: MoniQue